Wir sind mit zwei existentiellen Krisen konfrontiert, die wir durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise selbst verursachen: Der Klimawandel und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Außerdem erleben wir einen massiven Verlust an Vertrauen in die liberale Demokratie. Obwohl wir das wissen, sieht es nicht gut aus für Klimapolitik und Demokratie.
• Donald Trump hat die Wahl gewonnen und wird aus dem Klimaabkommen von 2015 aussteigen.
• Im weltweiten Durchschnitt wird die Temperatur mindestens 1,55 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit liegen, wie das Erdüberwachungsprogramm Copernikus für 2024 kürzlich meldete.
• In Washington, Sachsen und Thüringen haben die autoritären Totengräber der Demokratie gewonnen, sauber demokratisch.
• Im Internet herrscht eine Flut an Informationen, vor allem auf sozialen Medien. Um da noch wahrgenommen zu werden, überbieten sich einzelne Nachrichtenschreibende gegenseitig darin, die Leute, v. a. die Jungen, direkt und über negative Emotionen wie Angst, Wut, Neid anzusprechen.
Das bedeutet: Wir fühlen uns immer öfter hilf- und machtlos.
Hoffnungslosigkeit mag sich manchmal wie die vernünftige Reaktion auf die aktuellen Geschehnisse anfühlen. Das stimmt aber nicht. Verlieren wir den Glauben daran, dass positiver Wandel möglich ist, spielen wir den Falschen in die Hände.
Da hilft nur: Runter vom Sofa, sich aufregen, einbringen, mitmachen,
Demokratie und Klimawende für gutes Leben begreifen und sich in Erinnerung rufen, dass Nachrichten nur einen Ausschnitt der Welt zeigen und dass es abseits davon noch mehr gibt : zum Beispiel Menschen, die für Lösungen kämpfen.
Hunderttausende Haushalte in Deutschland, und davon viele in Gerlingen, zeigen doch, dass sie eine Klimawende wollen – indem sie sich Photovoltaik auf Balkon oder Dach gestellt haben oder in Energiegesellschaften aktiv sind. Sie wissen, wer heute nichts tut, muss morgen mit mehr Hitze, Stürmen und Überflutungen leben.
Wir Grüne wünschen uns,
• dass Klima- und Naturschutz wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerückt und v.a. gerecht gestaltet wird; die Bedürfnisse der Menschen mit der notwendigen grünen Reindustrialisierung zusammenzubringen, ist ganz zentral,
• dass wir uns die Gewinne klarmachen, die wirksamer Klimaschutz und unsere freiheitliche Demokratie bedeuten, anstatt einer Minderheit zu folgen, die die Dinge schlechtredet.
Wir wünschen uns nicht, dass reaktionäre Kräfte das Thema in ihrem Sinne besetzen und strikte Regulierungen für eine Klimawende blockieren.
Und wenn man erkennt, dass man zuletzt etwas klimamüde geworden ist, künftig aber wieder aktiver werden will? Dazu sagt der der Psychologe Christoph Burger: „Entscheidend ist die Einsicht, dass ich zwar darüber diskutieren kann, was in China klimatechnisch alles falsch läuft – aber gleichzeitig schon morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und damit selbst etwas bewirken kann.“
Ilse Majer-Wehling