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Was tun? Unsere Umweltkolumne

Grund zur Freude?

„Papier ist rar und teuer“ hat kürzlich die Stuttgarter Zeitung getitelt. Und Gründe genannt, etwa das gesunkene Altpapieraufkommen. Daran bin ich mitschuldig. Beim Blick in Regale und auf die Böden unseres Häuschens tun sich Abgründe auf. Oder eher Anhöhen. Hier hortet jemand Altpapier! Neben dem Bett liegt ein Stapel Spiegel. Auf der Ablage im Wohnzimmer türmen sich 32 Ausgaben der Zeit (13 Kilo herrlichstes Altpapier). Das Titelthema der zuunterst liegenden Ausgabe vom 24.09.2020: „Die (ewige) Angst vor der Apokalypse“. Wenn das nicht hochaktuell ist! Muss noch gelesen werden! Leider kommt jede Woche Nachschub. Und dann sind da noch die 189 Gartenzeitschriften, rund 80 Kilo Altpapier. Voller zeitloser Themen!

Das Alter und Corona bringen uns mehr Freizeit. Und so gönnen wir uns seit Anfang 2020 zusätzlich zur Stuttgarter Zeitung auch wieder den Spiegel und die gute alte Zeit. Eine tolle Zeitung. Leider unhandlich zu lesen! Wenn man Die Zeit aufschlägt, soll schon Hanns Dieter Hüsch festgestellt haben, muss der Nebensitzer zum Zahnarzt. Andauernd faltet und wendet man umständlich, um wieder einen Abschnitt lesen zu können. Kostet eine Menge Zeit, an der stets Mangel herrscht! Was also tun? Kündigen oder ein zweites Mal Richtung Hamburg den Vorschlag unterbreiten, das unnötig große Nordische Format (40 x 57 cm) zu verkleinern ins Rheinische Format der Stuttgarter Zeitung (35 x 52 cm)? Wäre das nicht super sinnvoll in Sachen Papierersparnis?!

„Herzlichen Glückwunsch“ hieß es am 25.11. auf der Kinderseite der Zeit. „Dass du diesen Text hier gedruckt auf einer sehr großen ZEIT-Seite lesen kannst, ist Grund zur Freude. Denn wir befinden uns, wie Fachleute es nennen, inmitten einer Papierkrise.“ So ist es! Und diese Krise würde kleiner, wenn Die Zeit kleiner würde. Eine „große“ Zeitung muss nicht überdimensioniert sein!

Angeblich verbrauchen wir Deutschen pro Jahr und Kopf fast 260 Kilo Papier. Jeder fünfte Baum, der auf dieser Welt gefällt wird, landet in der Papierherstellung. Rund 13 Millionen Hektar Wald werden alljährlich zerstört. Für 500 Blatt handelsübliches DIN-A4-Kopierpapier (2,3 kg) braucht es 7,5 kg Holz, 130 Liter Wasser und 26,8 Kilowattstunden Energie. Da lohnt sich doch jede Papierersparnis! Wie viele Tonnen Papier man einsparen könnte bei einer Verkleinerung der im Schnitt 76-seitigen Zeit aufs Rheinische Format, bei 590.000 Exemplaren pro Woche? Und einem Gewicht eines Quadratmeters Zeitungspapiers von etwa 45 Gramm? Liebe Mathegenies, bitte übernehmen Sie!

Barbara Bross-Winkler


Ein Mathegenie aus Gerlingen hat sich gemeldet:

Ich habe Ihre Kolumne in der Gerlinger Anzeige mit Interesse gelesen, möchte aber darauf hinweisen, dass Sie mit Ihrem Vorschlag, das Papierformat zu ändern, die Natur nichts Gutes tun würden. Durch den Vorschlag würde sogar jährlich 324 Tonnen Holz mehr benötigt werden...

 

Um die Berechnung durchzuführen muss man zum Glück kein Mathegenie sein ;-)

Gehen wir davon aus, dass der Inhalt der Zeitung sich nicht verändert, dann muss die gesamte bedruckte Fläche vom großen Format auf das kleine Format untergebracht werden. Das bedeutet, dann automatisch, dass das kleine Format aus mehr Seiten bestehen wird. Unter Berücksichtigung der Seitenränder oben und unten, die nicht bedruckt werden (im alten und neuen Format jeweils 1,5 cm), kommt man darauf, dass die Anzahl der Seiten im neuen Format 96,8 ist, abgerundet auf 96 (also ein klitzekleines bisschen Inhalt bleibt doch auf der Strecke).

D.h. die Gesamtfläche der Zeitung im großen Format ist (4 Seiten pro Papierbogen mit einer Fläche jeweils der doppelten Breite mal Höhe) (76 / 4) x (2 x 40 x 57 ) = 86 640 cm² oder

8,664 m². Die Gesamtfläche der Zeitung im kleinen Format ist (96 / 4) x (2 x 35 x 52) = 87 360 cm² oder 8,736 m².

Also braucht das neue Format 0,072 m² mehr Papier (entspricht ca. 1 Blatt A4), was bei einer Auflage von

590000 Exemplare pro Woche und 45g/m² zu einem Gesamtgewicht von 0,072 x

45 x 590 000 / 1000 = 1911 kg

Papier führt. Bei 7,5 kg Holz pro 2,3 kg Papier macht das genau (1911 /

2,3) x 7,5 = 6233 kg oder 6,233 Tonnen Holz.

Wenn es 52 Ausgaben pro Jahr gibt, bedeutet das, dass 6,233 x 52 = 324 Tonnen Holz mehr benötigt wird, wenn man ein kleineres Format wählt. :-)

 

Besser für die Umwelt wäre es, wenn die Zeitung die Schriftgrößen verkleinern würde, die Anzahl der Artikel reduzieren würde oder Bilder weglassen würde, damit die Anzahl der Seiten sich reduziert; vielleicht Stoff für die nächste Kolumne? ;-)

 

Was auch zu Materialeinsparung führen kann ist ein noch größeres Format auswählen wie z.B. A2 (40 x 60 cm); damit würde man dann 432 Tonnen Holz pro Jahr einsparen :-)))

 

 

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