Mir doch scheißegal
Neuerdings haben wir zuhause eine Handvoll großer Plastikbecher. Sie waren in Salzburg im Einsatz. Beim diesjährigen Electric Love Festival. Es muss in jeder Hinsicht beeindruckend gewesen sein. Logisch, dass junge Leute jetzt einen immensen Nachholbedarf an Fun in allen Formen haben. Unser Sohn war mit Freunden beim Festival und hätte danach in die Secondhand-Branche einsteigen können. Hätte er einen großen LKW dabeigehabt. Dann hätten er und seine Kumpels sich aus Hunderten von zurückgelassenen Zelten, Pavillons, Planschbecken die Besten aussuchen und auf ebay verscherbeln können. So aber haben sie wenigstens so viele liegengelassene Pfandbecher zurückgegeben wie möglich und damit ein bisschen was vom happigen Eintrittspreis wieder reingeholt. In dem sind logischerweise schon die Entmüllungskosten drin. 2018, lässt sich einem Artikel der Salzburger Nachrichten entnehmen, hat es 150 Arbeiter gebraucht, um das Gelände am Salzburgring nach der Sause wieder auf betretbares Niveau zu bringen.
Fridays for Future – ach, lass stecken
Wer sich Fotos im Internet von der hinterlassenen „Müllhalde“ in Salzburg anschaut, liest vielleicht auch Kommentare. „Fridays für Fu.... ach lass ma das“, schreibt einer. Ein anderer ätzt: „...und am Freitag stehen sie wieder in den Städten und demonstrieren für Umweltschutz.“ Genau das glaube ich nicht. Wer ein Zelt zum Festival tragen, aber nicht wieder zurücktragen kann, demonstriert sicher nicht für mehr Umweltschutz. Unübersehbar ist aber, dass es unter jungen Leuten mindestens genauso viele „Mir doch scheißegal-Typen“ gibt wie in der älteren Generation. Es gibt gedankenlose, rücksichtslose und egoistische Menschen jeden Alters, jeder Couleur, Herkunft und Gesellschaftsschicht. Der Natur ist es vollkommen egal, wer sie auf welche Weise zumüllt. Sie unterscheidet nicht zwischen Alten, die Privatflugzeuge oder panzerähnliche Statussymbole nutzen, Autofreaks, die sinnbefreit im Kreis fahren oder jungen Leuten, die Zelte nach Gebrauch einfach stehen lassen. Die Natur reagiert so wie sie reagieren muss und die Rechnung zahlen alle, vor allem jene, die unserem Planeten am wenigsten zusetzen.
Was tun? Früher habe ich gedacht, es fehlt an Bildung. Denn wenn die Menschen besser durchschauen würden, was sie mit ihrer Lebensweise anrichten, dann würden sie nicht so weitermachen wie bisher. Heute denke ich: Es fehlt an Moral. An Rücksichtnahme auf nachfolgende Generationen, oft die eigenen Kinder! Egoismus ist in allen Altersgruppen im Überfluss vorhanden.
Barbara Bross-Winkler