Am 2. Sonntag im Mai ist Muttertag. Das war immer so, so lange ich denken kann. Wo kommt er eigentlich her, der Muttertag?
Im antiken Griechenland und bei den Römern wurden Göttinnen mit Ritualen verehrt. Der Muttertag, wie wir ihn kennen, findet seinen Ursprung in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Während des Nationalsozialismus wurde die deutsche Mutter für ihren Beitrag zum Fortbestand des deutschen Volkes verehrt und gefeiert. In der DDR wurde nicht der Muttertag, sondern der Frauentag am 8. März gefeiert. Dabei stand die Gleichberechtigung und Selbstständigkeit der werktätigen Frau im Vordergrund.
Und heute? Mütter bekommen von den Kindern liebevoll gebastelte Geschenke, selbstgepflückte Blumensträuße, Frühstück ans Bett und vieles mehr. Alles von Herzen und gut gemeint. Wir sollten uns darüber freuen und gleichzeitig die Schwierigkeiten von Müttern nicht vergessen.
Häufig berichten Mütter von traumatischen Erfahrungen vor, während und nach der Geburt. Die erste Zeit mit dem Säugling ist eine große Veränderung und die Tatsache, dass in den Medien ein Bild von der glücklichen Mutter mit Baby gezeichnet wird, setzt viele junge Mütter unter Druck, wenn es ihnen nicht gelingt, dieser scheinbaren Norm zu entsprechen. Pränatale Depressionen werden oft sehr spät erkannt oder gar nicht diagnostiziert. Im beruflichen Alltag erleben Frauen mit dem Kommunizieren der Schwangerschaft immer wieder, wie sich Türen schließen und die Karriereplanung auf Eis gelegt wird. Der Spagat zwischen Beruf und Familie erschöpft und laugt aus.
Um Mütter darin zu unterstützen, ihren eigenen Weg mit der Familie zu gehen, braucht es eine Gesellschaft, die sich diesen neuen Herausforderungen stellt. Sie muss Strukturen schaffen, damit Eltern gemeinsam in ihrem persönlichen familiären Kontext mit Kindern und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen Familie leben können.
Der Muttertag muss bei mir nicht im Kalender stehen, ich würde ihn nie vergessen. In den letzten Jahren denke ich vermehrt darüber nach, wie wir als Gesellschaft mit sich verändernden Bedürfnissen und Müttern, die eine neue Rolle im Rahmen dieser Veränderungen suchen und gestalten, diesem Tag ein zeitgemäßes Gesicht geben könnten. Ein erster Schritt könnte sein, die Eltern an diesem Tag zu feiern.
Monja Sales Prado