In der Gemeinderatssitzung am vergangenen Mittwoch kam die Stadt einen entscheidenden Schritt näher, eine schwerwiegende Fehlentscheidung aus dem Jahr 2018 zu revidieren. Damals herrschte bei allen Mitgliedern des Gemeinderates, außer unserer Fraktion, die Auffassung, dass ein Schulcampus wie der in Gerlingen keine Mensa benötige – eine Sichtweise, die sich mittlerweile als echter Wettbewerbsnachteil für die weiterführenden Schulen in Gerlingen entpuppt hat. Dies zeigt sich unter anderem in den sinkenden Anmeldezahlen am Robert-Bosch-Gymnasium.

Insgesamt sind wir mit dem vorliegenden Entwurf sehr zufrieden: Es wird eine Mensa entstehen, die nicht nur in ihrer Kapazität erweiterbar ist, sondern auch frisches und gesundes Essen bieten kann. Unser Ziel ist es, den Anteil an frisch vor Ort zubereiteten Speisen so hoch wie möglich zu gestalten. Die geplante Küche ist für bis zu 600 Mahlzeiten ausgelegt, sodass auch bei wachsender Nachfrage alle Schüler und Schülerinnen in Gerlingen mit einem warmen Mittagessen versorgt werden können. Besonders wichtig war uns zudem, dass der rote Platz durch den Mensabetrieb und die Essensanlieferung – wenn überhaupt – nur während der Bauphase beeinträchtigt wird.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit setzt die neue Mensa Maßstäbe: Der benötigte Strom wird durch eigene Photovoltaikanlagen auf dem Dach erzeugt, und der überwiegend verwendete Baustoff Holz ist nachwachsend. Der Energieverbrauch wird durch innovative Technologien wie adiabatische Kühlung, Nachtkühlung, intelligente Beleuchtungssteuerung und bedarfsorientierte Lüftung minimiert. Ein weit auskragender Dachüberstand schützt das Gebäude im Sommer vor Überhitzung, während im Winter die tief stehende Sonne genutzt wird, um Heizenergie zu sparen. Zusätzlich ist eine Fassadenbegrünung auf der Südseite vorgesehen.

Wäre die Wärmeversorgung unseres Nahwärmenetzes nachhaltig, könnte das Gebäude sogar klimapositiv sein. Für dieses Ziel wollen wir uns in Zukunft aktiv einsetzen. Der Entwurf ist somit nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig.

Leider konnte der ursprünglich angestrebte Kostenrahmen von 5 Millionen Euro nicht eingehalten werden – was unter anderem auf die gestiegenen Baukosten, die Honorarkosten von etwa 20 % der Gesamtbausumme und der länglichen Form des Gebäudes aufgrund des gewählten Standorts zurückzuführen ist. Die Stadt hat sich seit dem Entwurf im April intensiv bemüht, weitere Kosten einzusparen. Allerdings sind einige dieser Sparmaßnahmen kritisch zu hinterfragen: ob die Einsparung von 7.000 Euro bei Steckdosenleisten sinnvoll ist, wenn Schüler und Schülerinnen dann ihre technischen Geräte nicht mehr in der Mensa aufladen können, bleibt fraglich. Auch die Entscheidung, auf eine Akustikdecke im Foyer zu verzichten, muss überdacht werden, da dies zu einer unangenehmen Geräuschkulisse im Eingangsbereich der Mensa führen könnte. Wir sind der Überzeugung, dass die Mensa auch in ihrer Ausstattung auf die Bedürfnisse der Schüler*innen zugeschnitten sein sollte, weshalb für uns die Qualität des Gebäudes wichtiger ist als an jeder Stelle noch ein paar Tausend Euro einzusparen. 
Zudem wird die Mensa vom Land Baden-Württemberg gefördert, womit bei der Stadt Gerlingen weit weniger als 5 Millionen Euro Kosten anfallen werden.

Was wir jedoch deutlich kritisieren, ist die Entscheidung, die Mittel für die Photovoltaikanlagen von 220.000 Euro mit dem Haushaltsansatz aus dem Jahr 2026 zu verrechnen. Ursprünglich waren diese Mittel für die Ausstattung bestehender Gebäude vorgesehen und nicht für Neubauten. Wir werden uns dafür einsetzen, dass im Jahr 2026 trotzdem Mittel für die PV-Anlagen der bestehenden Liegenschaften bereitgestellt werden, denn jede Photovoltaikanlage amortisiert sich innerhalb von 10 bis 15 Jahren und produziert nachhaltig Strom.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit diesem Beschluss kommen wir der Errichtung einer Mensa auf unserem Schulcampus einen entscheidenden Schritt näher. Diese wird nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Schulen steigern, sondern auch Eltern entlasten, die sich dadurch weniger um eine gesunde Mahlzeit für ihre Kinder sorgen müssen.

Interimsangebot für Mittagessen an den Gerlinger Schulen

Da die Mensa erst zu Beginn des Schuljahres 2027/2028 in Betrieb gehen soll, freuen wir uns, dass es ab November ein Interimsangebot geben wird, mit dem Gerlinger Schüler und Schülerinnen der Klassenstufen 5 und 6 ein warmes Mittagessen zu einem Preis von 4,90 Euro pro Mahlzeit erwerben können. 
Uns ist folgendes sehr wichtig: wir wollen, dass dieses Angebot möglichst schnell auf alle Klassenstufen ausgeweitet wird, und wir werden uns dafür einsetzen, dass die Essensausgabe auf dem Schulcampus stattfinden wird. Eine schulnahe Essensausgabe erhöht die Attraktivität des Angebots enorm und durch die hoffentlich bald stattfindende Ausweitung auf alle Klassenstufen wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestärkt.

Für die Fraktion der Grünen

Björn Maier