So lautete der Titel der 45. Kulturtagung der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU) Mitte Oktober im Gerlinger Rathaus. Vor Beginn der Tagung wurde im Casino ein Mittagessen in geselliger Runde eingenommen. Bei dieser Gelegenheit erhielt ich eine Einführung in die ungarische Sprache und lernte, dass ich den Namen unserer ungarischen Partnerstadt Tata immer falsch ausgesprochen hatte. Wissen Sie, wie man Tata richtig ausspricht?
Die Tagung fand im Sitzungssaal des Rathauses statt und begann mit der Begrüßung durch den Hausherrn und „Patenonkel“ der LDU, Bürgermeister Dirk Oestringer. Im Anschluss folgte die Verleihung der Goldenen Ehrennadel der LDU Baden-Württemberg an Erich Gscheidle, den Bundesgeschäftsführer der LDU, durch Joschi Ament, den Bundes- und Landesvorstand der LDU. Der erste Teil der Tagung wurde durch das Jugendorchester der Jugendmusikschule musikalisch gelungen umrahmt. Nach einer Kaffeepause, welche die Möglichkeit zu vielen interessanten Gesprächen bot, folgte der zweite, eher wissenschaftliche Teil der Tagung. Alle drei diesjährigen Referierenden sind Urenkel von der Vertreibung betroffener Menschen. Und so erklärt sich auch der Titel der diesjährigen Tagung. Was ihre Vorfahren erlebt haben, bewegt auch sie. Als erster Referent bot Jan Ament einen Überblick, wie es überhaupt dazu kam, dass es Deutsche in Ungarn gibt. Als Stichwort seien dazu die „Schwabenzüge“ im 18. Jahrhundert genannt. Im zweiten Vortrag sprach Lena Virth über „Malenki Robot“, die Deportation von Teilen der ungarndeutschen Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit nach Russland in den Jahren 1944/45. Und im dritten Vortrag erzählte Leana Magdalena Becker sehr persönlich ihre Geschichte als Urenkelin einer heimatvertriebenen Familie.
Die bei der Tagung anwesenden Vertreter des Gemeinderats Jürgen Fritz, Angela Neuburger-Schäfer und Jürgen Wöhler mit dem bei der Tagung geehrten Erich Gscheidle (Mitte)In der Zwischenzeit ist allgemein anerkannt, dass sich so schwere Traumata über Generationen hinweg vererben können. Wie schwer muss es für die noch lebenden Vertriebenen, aber auch die nachfolgenden Generationen zu ertragen sein, dass in der Zwischenzeit wieder deutsche Politikerinnen und Politiker von „Remigration“ sprechen — einem verklausulierten Begriff für Vertreibung und Zwangsumsiedlung. Wieder wird angedroht, Menschen, deren einziges „Vergehen“ es ist, eine andere Abstammung zu haben, ihrer Heimat zu entreißen und zu vertreiben.
Die diesjährige Kulturtagung der LDU hat mir wieder deutlich vor Augen geführt, welch unfassbares Leid unsere Vorfahren über diese Welt gebracht haben, aber auch selber erleiden mussten. Es liegt in unserer Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert. Und ein guter Weg, dies zu erreichen, ist es, Kontakte über Grenzen hinweg aufzunehmen und Freundschaften aufzubauen.
Die Kulturtagung der LDU war dazu wieder eine gute Gelegenheit.
Angela Neuburger-Schäfer