Anders als 2021 hat das Klima heute nicht mehr Priorität. Eine Mehrheit der Deutschen und auch viele Gerlinger und Gerlingerinnen erkennen die Klimakrise zwar weiterhin als Problem, aber wegen Ukrainekrieg, Inflation, Wirtschaftskrise besteht die Sorge, von Klimapolitik überfordert zu werden. Die sich verschärfende Klima- und Naturkrise sollte uns allen aber die größeren Sorgen machen. Donald Trump will die Transformation in den USA rückgängig machen. In Deutschland drohen konservative und rechte Parteien mit krassen Rückschritten in der Klimapolitik.
Zwar hat Deutschland 2024 seine Klimaziele erreicht, wie gerade von der Denkfabrik Agorawende festgestellt wurde. Die Treibhausgasemissionen sind im letzten Jahr erneut gesunken - vor allem wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien, ein Verdienst von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Andererseits gibt es kaum Fortschritte im Verkehrs- und Gebäudesektor, weil hier die Bundesregierung verbindliche Vorgaben aus dem Klimaschutzgesetz gestrichen hat.
Wir alle wissen, dass die Zeit drängt. Klimaschutz ist Menschenschutz. Hitzeperioden und Überflutungen werden sich auch in Gerlingen häufen. Wie wir leben und wirtschaften, müssen wir an den planetaren Grenzen ausrichten. Wir brauchen Nachhaltigkeitskriterien für Bau- und Straßenbauprojekte. Unsere Kommunen müssen an die neuen Klimabedingungen angepasst, der öffentliche Nah- sowie der Rad- und Fußverkehr gestärkt und unser Ressourcenverbrauch kritisch hinterfragt werden. Deshalb brauchen wir einen politischen Wandel und eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie dieser gelingen kann. Hier sollten wir genau in die Programme der Parteien schauen.
Eine tolle Motivation und Anerkennung für klimafreundliches Verhalten wäre beispielsweise das Klimageld; es würde einen gerechten Ausgleich zu den Kosten des Wandels bieten. Fossile Subventionen sollten konsequent abgebaut und jene zur Kasse gebeten werden, die von der Klimakrise profitieren.
Vor allem aber ist wichtig, dass die Vorteile der notwendigen Veränderungen viel mehr betont werden. Mit einer klugen Klima- und Umweltpolitik gewinnen wir Autonomie, Teilhabe, Freiheit, Gesundheit, bessere Luftqualität – unsere Kinder könnten ungefährdet spielen – und darüber hinaus sparen wir langfristig sehr viel Geld, das nicht für die unermesslichen Schäden einer verfehlten Klimapolitik ausgegeben werden muss.
Ilse Majer-Wehling
Gerlinger Grüne bei der globalen Klima-Demo am 14.2.2025 in Stuttgart