Die Entscheidung, frühzeitig und freiwillig eine kommunale Wärmeplanung durchzuführen, war zweifellos richtig. Angesichts der Tatsache, dass weltweit rund 43 % der Treibhausgasemissionen aus der Erzeugung von Wärme und Strom für Gebäude und Industrie stammen, stellt dies einen essenziellen Schritt dar. Darüber hinaus konnten wir durch diesen vorausschauenden Ansatz Fördermittel in Höhe von 80 % der Gesamtkosten für die Erstellung des Berichts sichern.
Besonders positiv wäre eigentlich die Potenzialanalyse hervorzuheben, die konkrete Zahlen zu den erneuerbaren Strom- und thermischen Potenzialen der Stadt liefert. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für unsere zukünftigen Planungen und Maßnahmen. Das im Bericht skizzierte Zielszenario zeigt eine mögliche Reduktion der Treibhausgasemissionen im Strom- und Wärmebereich um 96 %. Allerdings basieren diese Berechnungen auf optimistischen Annahmen. So wäre beispielsweise eine jährliche Sanierungsrate von 2 % erforderlich – eine ambitionierte Zielsetzung, liegt der aktuelle bundesweite Durchschnitt doch lediglich bei 0,8 %.
Ebenso müsste langfristig ein erheblicher Anteil der Gebäude – 56,7 % – mit Luftwärmepumpen beheizt werden, während 24 % auf Biomasse setzen müssten. Der Bericht bleibt jedoch vage, wenn es darum geht, aufzuzeigen, welche konkreten Maßnahmen erforderlich sind, um diese Potenziale tatsächlich zu nutzen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt zudem die Herausforderungen der Umsetzung: Die im Bericht genannten 251 GWh/a Windenergie entsprächen etwa 25 modernen Windenergieanlagen, während die 225 GWh/a Freiflächen-Photovoltaik rund 200 Hektar Fläche beanspruchen würden. Für die Erzeugung von 20 GWh/a Biomasse wäre etwa die Hälfte des Gerlinger Waldes (400 Hektar) in Kurzumtriebsplantagen umzuwandeln.
Aus dem Gutachten ergeben sich zwei mögliche Wärmenetze: die Erweiterung von Bruhweg II als Wärmenetz Nordost und die Entwicklung eines Netzes für die Innenstadt. Gerade für die Innenstadt ist es entscheidend, das Wärmenetz auf erneuerbare Energien umzustellen. Wir begrüßen es daher, dass dieser Punkt im Klimaschutzprogramm 2025 berücksichtigt wird. Wir müssen mit Hochdruck daran arbeiten, geeignete Flächen für Großwärmepumpen im Flächennutzungsplan auszuweisen, um dicht besiedelte Gebiete ohne eigene Installationsmöglichkeiten für Wärmepumpen mit nachhaltiger Wärme zu versorgen.
Die im Bericht aufgeführten Maßnahmen drei bis fünf – die Prüfung verschiedener Betreiberkonzepte für bestehende Wärmenetze, die Unterstützung privater Haushalte bei der Erstberatung sowie die Untersuchung von Finanzierungsoptionen – sind sinnvolle Ergänzungen. Allerdings scheint es, als seien sie zum Teil auch nur aufgenommen worden, um auf die angestrebte Zahl von fünf umzusetzenden Maßnahmen zu kommen.
Ein entscheidender Knackpunkt bleibt der unklare Finanzierungsbedarf. Es bleibt völlig offen, welche finanziellen Mittel tatsächlich bis 2040 investiert werden müssen. Darüber hinaus stellen der Ausbau der Wärmenetze und die Integration erneuerbarer Energien für die ganzen Wärmepumpen – insbesondere unter Berücksichtigung der notwendigen Speicherlösungen – komplexe technische Herausforderungen dar, für die noch erhebliche infrastrukturelle Anpassungen erforderlich sein werden.
Trotz der ambitionierten Zielsetzungen bleibt eine Restemission von 1.390 Tonnen CO₂-Äquivalent pro Jahr bestehen, die kompensiert werden muss. Konkrete Maßnahmen zur vollständigen Kompensation dieser Emissionen fehlen jedoch gänzlich im Bericht.
Die klimafreundliche Transformation der Wärmeversorgung wird eine der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre sein. Wenn wir Gerlingen bis 2040 annähernd klimaneutral gestalten wollen, sind weitere Analysen und Maßnahmen erforderlich. Es muss sorgfältig geprüft werden, welche der im Bericht aufgezeigten Potenziale realistisch genutzt werden können.
Für die Fraktion Bündnis ’90/die Grünen
Björn Maier