Es gibt jede Menge internationale Gedenktage. Etwa den Tag der italienischen Küche – am 17. Januar. Den Welttag des Radios am 13. Februar. Und den Weltfrauentag am 8. März, der seit 1911 begangen wird. Der Tag soll die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern und die Aufmerksamkeit auf nach wie vor bestehende Diskriminierungen richten. Dass es die (und sehr viel Schlimmeres!) immer noch massenhaft gibt, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Schließlich lesen wir alle Zeitung! Was haben sich Frauen über Jahrtausende alles anhören müssen. Ein paar Beispiele gefällig? Wie sagte etwa Schopenhauer, für den der Mann der „eigentliche“ Mensch war: „Zu Pflegerinnen und Erzieherinnen unserer Kindheit eignen die Weiber sich gerade dadurch, dass sie selbst kindisch, läppisch und kurzsichtig, mit einem Worte, zeitlebens große Kinder sind.“
Sein Schüler, ein gewisser Otto Weininger, ließ 1903 (kurz bevor er sich erschoss) in seinem Werk Geschlecht und Charakter verlauten: „Es ist das Verhältnis von Mann und Weib kein anderes als das von Subjekt und Objekt. Das Weib sucht seine Vollendung als Objekt.“ Außerdem, so der „Philosoph“, besitze das Weib kein Ich, denn „das Weib ist das Nichts.“ Wer sich mit längst verblichenen und heutigen Frauenhassern auch nur ein wenig befasst, weiß, dass es den Internationalen Frauentag noch eine Weile braucht!
Erreicht haben die Frauen schon eine Menge. Seit 1977 dürfen wir ohne Erlaubnis des Ehegatten arbeiten. Und seit 1918 wählen. Wie Sie sich denken können, lehnte Subjekt-Weininger auch das ab und argumentierte, man räume ja auch „Kindern, Schwachsinnigen, Verbrechern“ keine politische Mitsprache ein. „Unter welchen Bedingungen und innerhalb welcher Grenzen Männer zur Wahl auch zugelassen werden, es gibt keinen Hauch an Rechtfertigung für die Nichtzulassung von Frauen unter denselben Konditionen“, schrieb 1869 dagegen der Philosoph und Politiker John Stuart Mill, der eng mit seiner Frau Harriet zusammenarbeitete. Es hat eben schon immer kluge Männer gegeben, die sich ihrer Männlichkeit sicher waren und daher auf niemandem herumtrampeln mussten. Solche Männer schreiben Bücher wie Männer – das schwache Geschlecht und sein Gehirn (Gerald Hüther) oder Ausfahrt in Lila – Wege aus der toxischen Männlichkeit (Sebastian Tippe). Natürlich gibt es sie, die klugen, empathischen Männer. Doch wir würden so gern mehr von ihnen hören. Wo bleibt bloß der schamvolle Aufschrei der Vielen angesichts der allgegenwärtigen grauenvollen Männergewalt?!
Barbara Bross-Winkler