Zeit für einen zweiten Blick auf den Wahlkampf
Während in Berlin die Koalitionsverhandlungen auf Hochtouren laufen, ist auch der Moment, um zurückzuschauen auf persönliche Erfahrungen im Wahlkampf, auf Begegnungen, die nachhallen. Jenseits von Plakaten, Programmen und Prozenten geht es um das Wesentliche: den direkten Kontakt zu den Menschen und um deren Anliegen.
Unsere Unterstützung durch eine Delegation aus Gerlingen beim Wahlkampf im „Osten“ beschäftigt uns nach wie vor: Drei intensive Tage in Thüringen, wo wir die Parteifreunde und -Freundinnen vor Ort im Wahlkampf unterstützt haben. Es war eine Zeit voller Kontraste – ermutigend und bedrückend zugleich.
Marktplatz ohne Angebote: In Pößneck war die politische Lage auf einen Blick sichtbar. Nur zwei Parteien zeigten Präsenz: ein großer Stand der AfD mit viel Personal und wir, Bündnis 90/Die Grünen. Andere Parteien? Fehlanzeige. Vereinzelt Plakate von CDU, SPD oder FDP. Wir Gerlinger Grüne gemeinsam mit einer einheimischen Grünen auf dem Platz, boten den Menschen ein Gesprächsangebot jenseits der AfD.
Unsere erste Analyse:Wir müssen präsenter werden. Der Grüne Kreisverband Saale-Orla steht vor großen Herausforderungen: Rund 30 Mitglieder betreuen eine riesige Fläche mit nur 79.000 Einwohnern – das sind gerade einmal 69 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Im Landkreis Ludwigsburg leben auf derselben Fläche über 790 Menschen. Das bedeutet schon zahlenmäßig Politik unter schwierigen Bedingungen.Politische Sichtbarkeit ist kein Selbstläufer – sie bedeutet Einsatz, Zeit und Präsenz. Aber sie lohnt sich: Fast 90 % der Passantinnen und Passanten nahmen unsere Flyer entgegen, viele waren freundlich, offen, manchmal überrascht – vor allem darüber, dass wir aus dem Schwabenland gekommen waren, um zu helfen. Das fanden viele offensichtlich gut.
Fazit: Wir müssen vor Ort sein. Nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret – mit Menschen, mit Ressourcen, mit Wertschätzung. Denn Demokratie braucht keine Zuschauer – sie braucht Beteiligung: hier in Gerlingen, aber auch in unserer Partnerstadt Gefell und im Kreis Saale-Orla in Thüringen.
Günther Fischer und Karin Hauff