Vor einem Jahr wurde der aktuelle Gemeinderat vereidigt. Bei meinem Start im neuen Gemeinderat fühlte ich mich ein wenig wie ein Zwitterwesen. So war ich zwar kein Neuling mehr, hatte ich doch schon 1,5 Jahre Ratsarbeit absolviert. Da ich jedoch nachgerückt bin, hatte ich die Konstituierung eines neuen Gemeinderates noch nicht miterlebt.

Als ich 2022 in den Gemeinderat kam, herrschten noch Corona-Bedingungen und bei vielen Anforderungen musste ich ins kalte Wasser springen. Daher haben mir im letzten Jahr die durch den Städtetag organisierten Fortbildungen sehr geholfen. Durch sie bekam ich einen tieferen Einblick in die Verwaltungsvorgänge zu Themen wie Baurecht, Finanzen und besonders die Kinder- und Schulkinderbetreuung.
Was macht mir am meisten Spaß?
Die Vielseitigkeit der Erfahrungen. Als Gemeinderätin bekomme ich Einblicke in Bereiche der Stadt von „A“ wie Abwassergebühren über „E“ wie großes ehrenamtliches Engagement innerhalb der Stadt bis „Z“ wie Zuständigkeit für Friedhofsangelegenheiten.
Auch schätze ich die vertrauensvolle Arbeit innerhalb unserer Fraktion sehr. Unsere unterschiedlichen Biographien ergänzen sich sehr gut, so dass ein konstruktives Arbeiten einfach ist.
Gab es für mich als Gemeinderätin ein absolutes Highlight im vergangenen Jahr?
Davon gab es einige, zwei möchte ich hervorheben. Zum einen die Fahrt nach Straßburg zur Feier der 60-jährigen Städtepartnerschaft mit Vesoul. An diesem Tag wurde mir noch einmal bewusst, wie mutig unsere Verantwortlichen vor 60 Jahren dabei waren, eine solche einzugehen — und mit wie viel Herzblut sie seither erhalten wird. Diese Partnerschaft ist etwas ganz Besonderes. Es war ein sehr würdiger Akt, als in Straßburg im Europaparlament von den Bürgermeistern die Erneuerung der Patenschaftsvereinbarung auch in Anwesenheit der Staffelläufer aus beiden Städten unterzeichnet wurde.
Das andere Highlight war die Neugestaltung der Bushaltestelle in der Leonberger Straße. Als diese zur Verbesserung der Barrierefreiheit diskutiert wurde, hatten wir nach der Möglichkeit zu einer Dachbegrünung gefragt, die zugleich als Beschattung dienen sollte. Und nach einer kurzen Recherche bekamen wir aus der Stadtverwaltung die Antwort, dass dies nicht nur möglich, sondern auch kostenneutral umsetzbar ist. Hier habe ich das erste Mal erlebt, dass eine ökologisch sinnvolle Maßnahme ohne größere Umstände einfach umgesetzt wurde.
Was gefällt mir nicht so sehr an der Aufgabe?
Im Lauf der Zeit musste ich feststellen, dass die Gestaltungsmöglichkeiten in einer Kommune oft sehr begrenzt sind. Zum einen ist natürlich immer alles eine Frage der Finanzen. Und hier wissen wir alle in der Zwischenzeit, dass die Aufgaben groß und die vorhandenen Mittel knapp sind.
Ein anderes Thema ist die überbordende Menge an Gesetzen und Vorschriften. Ein gutes Beispiel war das Konzept zur Radmobilität in Gerlingen. Selbst, wo es den entsprechenden Willen gab, war die Einrichtung von Radwegen aufgrund gesetzlicher Vorschriften nicht möglich, etwa aufgrund der fehlenden Bereite der Straße. Oft kann unsere Verwaltung nur verwalten, weil zum Gestalten der Freiraum fehlt.
Für was möchte ich mich im kommenden Jahr besonders einsetzen?
Es gibt für Gerlingen zahlreiche erstellte Konzepte. Als Beispiel seien die Renovierung des Stadtmuseums und des Feuerwehrgerätehauses, die Umgestaltung des Friedhofes oder die Sportstättenkonzeption genannt. Diese auch unter ökologischen Gesichtspunkten voranzubringen und zur erfolgreichen Umsetzung beizutragen, ist mir ein großes Anliegen.
Als Fraktion von Bündnis90/Die Grünen bedanken wir uns bei der Stadtverwaltung und dem gesamten Gemeinderat für die gute Zusammenarbeit. Wir freuen uns auf das kommende Jahr mit all seinen unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen.
Angela Neuburger-Schäfer