Bananen im Hemdchenbeutel
Viele Menschen gehen jedem Streit aus dem Weg. Dabei gibt es doch große Unterschiede zwischen Streitlust, Streitsucht und Streitkunst. Man kann Kritik üben, Anregungen geben, Vorschläge machen. Oder schweigen, wenn man etwas sieht, das man nicht gut findet. Letztlich ist Demokratie ohne Diskussion und Meinungsverschiedenheiten gar nicht denkbar! Und überhaupt: Wer weiß schon zu allem alles? Ich nicht – und daher bin ich dankbar für Tipps. So wie jenen einer Freundin, dass Tempotaschentücher weder in die Toilette, noch ins Altpapier oder die Biotonne gehören. Wegen der nicht wasserlöslichen Fasern zum einen, wegen der Krankheitserreger zum anderen (mit denen andere Menschen beim Abfallsortieren und -bearbeiten in Kontakt kommen). Gut zu wissen. Also ab in den Restmüll mit dem Tempo.
In Sachen Umweltschutz ist vieles ungeheuer kompliziert, finde ich. Anderes dagegen unglaublich einfach! Kürzlich habe ich im Supermarkt einen jungen Mann angesprochen, weil ich sah, wie er einen Bund Bananen in eine dieser dünnen Tüten steckte, „Hemdchenbeutel“, die an den Gemüse- und Obsttheken der Supermärkte hängen. Tja, spielt man da den besserwisserischen Blockwart oder hält man die Klappe? Ich habe mich für den Blockwart entschieden. Ein bisschen Welt retten kann nie schaden. Der Dialog, von meiner Seite sehr freundlich und wirklich erkenntnisorientiert, ging folgendermaßen: „Darf ich Sie mal was fragen?“ „??“ „Wieso stecken Sie von Natur aus super eingepackte Bananen in eine Tüte?“ „Wieso nicht?!“ „Nun ja, es ist völlig unnötig und bringt keinen Vorteil.“ „Hä? Ich kann doch machen, was ich will!“ „Hm, das finde ich nicht unbedingt, denn Sie schaden doch unser aller Umwelt, nicht nur Ihrer eigenen…“
Loses Obst und Gemüse lege ich persönlich uneingetütet aufs Band, da ich vor dem Kochen ohnehin alles gründlich wasche und abreibe. Nicht jeder ist so rustikal. Aber bei Obst wie Bananen, Mango, Kiwi, isst wohl kaum jemand die Schale mit. Wozu also ein Hemdchenbeutel? In ganz Deutschland greifen die Menschen laut Umweltministerium 3 Milliarden Mal zum Hemdchenbeutel. Rund 37 Beutel pro Nase und Jahr. Plastik, das sich nicht in Wohlgefallen auflöst oder in einer anderen Galaxie auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und weil wir gerade am Rechnen sind: Wenn 80 Millionen Deutsche 3 Milliarden Hemdchenbeutel nutzen, hätten wir, wenn alle bald 8 Milliarden Menschen sich so gedankenlos verhielten wie wir, jedes Jahr 300 Milliarden Beutel beisammen. 10.000 Hemdchenbeutel wiegen sechs Kilogramm. 300 Milliarden folglich 120.000 Tonnen. Falls ich mich nicht verrechnet habe. Es ist jedenfalls sehr, sehr viel. Eine Reduktion um die Hälfte wäre schon eine stolze Menge! Also überlegen Sie doch bitte, ob und wofür Sie unbedingt Hemdchenbeutel brauchen!
Barbara Bross-Winkler