Annalena Baerbock besuchte im Rahmen ihrer Reise nach Tschechien und Slowakei die Gedenkstätte Lidice, um der Opfer der Zerstörung des Dorfes 1942 durch die Nationalsozialisten zu gedenken. Sie veröffentlichte dazu diesen bewegenden Beitrag auf Instagram:
"Das Ziel war die vollkommene Zerstörung. Das Grauen, das den Menschen hier in Lidice, einem kleinen Ort in Tschechien, in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1942 widerfuhr, ist unvorstellbar. Auch 80 Jahre später.
Kurz nach Mitternacht stürmten deutsche Polizeieinheiten das Dorf. Sie erschossen alle männlichen Bewohner über 15 Jahren. Frauen wurden getötet oder deportiert, später ihre Kinder ermordet oder nach Deutschland verschleppt. Dann zündeten die Nationalsozialisten das Dorf an und sprengten alle Gebäude in die Luft. Alles, was von Lidice übrig blieb, war ein leerer Platz.
Das Massaker geschah aus Rache gegen die tschechische Zivilbevölkerung. Einige Tage zuvor war in Prag ein Attentat auf SS-Obergruppenführer Heydrich verübt worden. Doch die Nationalsozialisten schafften es nicht, Lidice vergessen zu machen. Aus Solidarität benannten sich Orte überall auf der Welt nach dem kleinen tschechischen Dorf. Viele Eltern in Tschechien gaben ihren Töchtern den Vornamen Lidice - sie tragen ihn noch heute.
Nach Ende des Krieges kehrten 143 Frauen nach Lidice zurück. Einige Kinder konnten nach langer Suche wiedergefunden und mit ihren Müttern vereint werden, sie hatten ihre Muttersprache verlernt. 1947 wurde der Grundstein des neuen Lidice nahe des früheren Ortes gelegt.
Das alte Gelände des Dorfes ist heute eine Gedenkstätte. Hier habe ich gemeinsam mit meinem tschechischen Amtskollegen Jan Lipavskiy der Menschen gedacht, die brutal ermordet wurden und denen unendlich viel Leid angetan wurde.
Das Verbrechen von Lidice wirkt über Generationen nach. Unter der sanften grünen Hügellandschaft und blühenden Rosenbüschen schmerzen die Narben bis heute. Die Gedenkstätte ist einer der vielen Orte in Europa, die uns mahnen, zu welchen Gräueltaten Menschen in der Lage sind."